Der erste Eindruck zählt: Der Halo-Effekt

Ist Ihnen der Halo Effekt schon bekannt? Dieser Halo-Effekt lässt eine Person durch Wahrnehmungsfehler anders erscheinen, als sie vielleicht sind. Unsere Wahrnehmung ist nicht immer ganz richtig, wie es der Halo Effekt beweist.

Definition: Was ist der Halo Effekt?

„Halo-Effekt“ bedeutet „Heiligenschein-Effekt“. Hierbei wird aufgrund falscher Wahrnehmung einer Person sprichwörtlich der Heiligenschein aufgesetzt. Unsere Urteilskraft wird also durch Wahrnehmungsfehler oder eine getrübte Urteilskraft verzerrt. Aus einem einzelnen, aber dominanten Merkmal einer Person ziehen wir unterbewusst Schlüsse auf deren Charakter. Man nennt dies in der Sozialpsychologie eine „kognitive Verzerrung“.

Ein Beispiel zum Halo-Effekt:

Sie begegnen jemandem, der durch höfliches Verhalten heraussticht. Ganz automatisch tritt nun bei den meisten Menschen der Halo-Effekt ein. Mit einem höflichen Verhalten assoziieren Menschen gleichzeitig gute Tischmanieren, eine ausgezeichnete Schulbildung und daraus resultierend eventuell auch einen gut bezahlten Job, Erfolg und Geld. Weitere positive Eigenschaften schreiben wir, ausgelöst durch den Wahrnehmungsfehler dieser Person zu. An dieser Stelle haben wir also jemanden auf ein Podest gehoben, auf dass er eventuell gar nicht gehört.

Edward Lee Thorndike war ein Psychologe aus den USA und hat diesen Effekt benannt und bekannt gemacht. Frederic Liam Wells hat ihn jedoch bereits 1907 beobachtet und dokumentiert.

Weitere Beispiele zum Halo-Effekt

Was sind Beispiele für den Halo Effekt? Davon gibt es unzählige.

  • Sind die Eltern einer Schülerin zum Beispiel Versicherungsmakler und dies wird in der Schule im Fach Wirtschaft thematisiert, wird dieser Schülerin ein imaginärer Heiligenschein aufgesetzt. Die Lehrkraft geht davon aus, dass dieses Kind alles über Versicherungen wissen muss. Der Halo-Effekt sorgt für eine bevorzugte Behandlung dieser Schülerin durch die Lehrkraft. Ob das Mädchen in Wahrheit keine Ahnung hat, rückt komplett in den Hintergrund.
  • Ein Kellner sieht besonders gut aus und bekommt jede Menge Trinkgeld. Der hübsche junge Mann ist eventuell Student und sicherlich auch sportlich. Ein netter und fleißiger Junge, der es bestimmt einmal weit bringt. Der Effekt wirkt sich stark auf jeden von uns aus, denn wer sagt, dass dieser Kellner weder studiert noch sportlich ist? Warum geht man davon aus, dass er nett ist, nur weil er für das Trinkgeld lächelt? Der Halo-Effekt hat zugeschlagen.

Wie kommt es zum Begriff Halo Effekt?

Das aus dem Englischen stammende Wort „Halo“ steht für „Heiligenschein“. Ganz unterbewusst setzen wir Menschen diesen Heiligenschein täglich auf. Es gibt übrigens auch einen negativen Gegeneffekt. Dieser nennt sich „Horn Effekt“. Hierbei verteufeln wir Menschen, indem wir ihnen imaginär Hörner aufsetzen. Denn nicht nur ein markantes und positives Merkmal kann andere Fakten überdecken. Umgekehrt ist dies ebenso möglich. Da der erste Eindruck bekanntlich zählt, bilden Menschen sich in Sekunden ein Urteil über ihr Gegenüber.

Überdeckt eine positive Eigenschaft oder ein markantes Merkmal die weiteren Tatsachen, so werden diese nicht mehr wahrgenommen und verdrängt. Ebenso verhält es sich mit Personen, die wir auf den ersten Blick nicht leiden können. Ohne einen ersichtlichen Grund stoßen uns diese Menschen ab. Äußere Merkmale wie besonders unreine Haut, Eigenschaften wie Sprachfehler oder eine uns unangenehme Stimme sorgen dafür. Dass hinter jedoch ein wundervoller Mensch steckt, wird leider allzu oft vernachlässigt.

Was charakterisiert den Halo Effekt?

Charakteristisch für den Halo Effekt ist leider eine ziemlich oberflächliche Beurteilung unserer Mitmenschen. Das Schubladendenken kommt zum Tragen. Wir stecken Menschen in „Schubladen“, um diese besser einordnen zu können. Hierzu fokussieren wir uns auf bestimmte Merkmale oder Eigenschaften. Wurden nun eine Eigenschaft oder ein Merkmal ausgemacht, dient diese Entdeckung als weitere Bewertungsgrundlage.

Dies kann sich je nachdem positiv oder negativ für die jeweilige Person äußern. Diese unbewusste Beurteilung findet im Gehirn ganz automatisch statt. Wir ziehen Rückschlüsse auf die komplette Persönlichkeit, auf Merkmale und Lebensumstände einer Person. Bietet jemand seine Hilfe an und wir beobachten dies, wird darauf geschlossen, dass der Mensch immer und in allen Lebensbereichen hilfsbereit ist. Dies wäre also positiv für diese Person. Der Mensch wird höher eingestuft als sympathisch angesehen und daher erhält er oder sie einen Heiligenschein.

Ein negatives Beispiel ist das Beurteilen von Personen aufgrund optischer Aspekte. Wir urteilen nicht mehr objektiv und unterstellen übergewichtigen Menschen Faulheit, anstatt darüber nachzudenken, ob diese eventuell krank sein könnten. Anhand eines Vornamens werden ebenfalls gerne Schlüsse auf eine Person gezogen. Der Fachbegriff hierfür ist „Kevinismus“ und beschreibt die Tatsache, dass Menschen mit bestimmten Vornamen als weniger klug erachtet werden. Haben Menschen hingegen einen Zweitnamen und dazu einen Vornamen älteren Ursprungs, wird dies mit Bildung assoziiert.

Wie kann der Halo Effekt vermieden werden?

Mit dem Lesen dieses Beitrags ist schon der erste Schritt getan, den Halo-Effekt zu vermeiden. Das Wissen um den Begriff, was er bedeutet und welchen psychologischen Effekt er erzielt, ist überaus hilfreich. Setzen Sie sich zum Ziel, bestimmte Informationen objektiv zu bewerten und einander gegenüber zu stellen. Vermeiden Sie Beobachtungsfehler und hinterfragen Sie kritisch Ihren ersten Eindruck. Versuchen Sie ebenfalls, sich Zeit für eine abschließende Einschätzung zu nehmen.

Sämtliche Informationen über eine Person sollten einzeln interpretiert werden. Zudem gibt es mehrere Faktoren, die einen Halo Effekt oder Horn Effekt allzu sehr begünstigen. Stressige Situationen, damit einhergehender Zeitdruck, mehrere Personen, die zusammentreffen oder eigene Müdigkeit oder nur geringes Interesse am gegenüber zählen dazu. In einer neuen Schulklasse oder bei einem neuen Lehrer, in einer neuen Arbeitsgruppe oder einem Meeting mit vielen Teilnehmern könnte die Anzahl der neuen Personen zu einem solchen Effekt führen. Schnell sind ein „Klassenclown“ oder ein „Streber“ auserkoren. Dies muss nicht der Wahrheit entsprechen, schaut man einmal genauer hin. Eine Sensibilisierung für den Effekt muss dringend erfolgen. Nur so kann eine qualitativ hochwertige Zusammenarbeit auf allen Ebenen erfolgen. Auch im Privatleben ist diese Psychologie im Zusammenhang mit dem Halo Effekt einfach zu umgehen. Beobachten Sie jeden einzelnen Menschen genau, bevor ein Urteil erfolgt, und vermeiden Sie Schubladendenken in jedem Fall.

Wo wird der Effekt problematisch?

Der Halo Effekt ist in allen Lebensbereichen problematisch. In der Familie, im Privatleben, im näheren Bekanntenkreis, in der Schule und natürlich im Beruf. Nicht nur der Eindruck, welchen wir hinterlassen, sondern auch der Eindruck, welchen andere auf uns machen, gestalten sich wichtig für den weiteren Verlauf des sozialen Zusammenseins. Sympathisch, attraktiv oder intelligent zu wirken ist schwer, selbst wenn man sämtliche Kriterien erfüllt.

Insbesondere im Berufsleben kann eine falsche Entscheidung viele Probleme nach sich ziehen. Es geht nicht nur um ein gutes Betriebsklima. Werden Mitarbeiter entgegen ihren Fähigkeiten eingesetzt, kostet dies das Unternehmen eine wichtige Arbeitskraft an der richtigen Stelle. Aufgrund von Attraktivität am Empfang zu arbeiten, obwohl ein großartiger Facharbeiter in der Person steckt, ist Gift für die Zusammenarbeit und kostet das Unternehmen Geld. Denn eine falsche Erwartungshaltung aufgrund von einem Wahrnehmungsfehler kann nicht erfüllt werden.

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